
Die CDU-Ratsfraktion hält in der aktuellen Diskussion um die Straßenbahnlinien 715, 706 und 708 einen nüchternen Faktencheck für dringend geboten. „Wahrheit bringt Klarheit“, mahnt Ratsherr Andreas Hartnigk, stellvertretender Vorsitzender im Ordnungs- und Verkehrsausschuss (OVA). „Ansonsten geht im Pulverdampf der Scheingefechte der Blick aufs Ganze verloren. Eile ist geboten, denn wir sollten den verabredeten Start der Wehrhahn-Linie und die weitgehend schienenlose Stadtbild-Erneuerung nicht gefährden. Die sich daraus ergebende Oberflächengestaltung ganzer Straßenzüge mit mehr Raum für Fußgänger und Radfahrer wird derzeit von den neuen politischen Mehrheiten in Frage gestellt.“
715 und 706 sind beschlossene Sache
Er erinnert daran, dass die Debatte über das künftige Düsseldorfer Straßenbahn- und Stadtbahnnetz längst beendet sei: „Es gibt eine eindeutige Beschlusslage darüber, wie das Netz im Zuge der Wehrhahn-Linie gestaltet wird. Im April 2012 haben die Fraktionen von CDU, FDP, SPD und Bündnis 90/Grünen das neue Routenkonzept im Rat verabschiedet.“
706 und 715 werden oberirdisch nicht mehr die Heinrich-Heine-Allee anfahren, sondern den neuen Jan-Wellem-Platz und die Berliner Allee. „Am Ende ist das eine Zielverlagerung von knapp 450 Metern“, sagt Hartnigk.
Bürgerfreundliche Alternativen zur 708
Bei der 708 haben die Fraktionen ihren damaligen fixen Ratsbeschluss mit einem abschließenden Prüfungswunsch gekoppelt. Andreas Hartnigk: „Wir respektieren den Wunsch der Menschen in Düsseltal, die weiterhin eine direkte Verkehrsanbindung an den Hauptbahnhof nutzen möchten. Für sie gibt es heute schon den 834er-Bus und die S-Bahn als Alternative. Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, dass künftig auch die Busse 756 und 758 auf der Strecke fahren. Wir möchten den Wünschen der Fahrgäste so weit wie möglich entgegenkommen.“
Aus Kostengründen sei es jedoch laut Verwaltung und Rheinbahn nicht sinnvoll, die 708 gleichzeitig mit der neuen U71 zu betreiben. „Das wäre wegen Kapazitätsüberhängen unwirtschaftlich. Niemand steigt in eine Straßenbahn, wenn eine schnellere U-Bahn fährt.“ Zumal die künftige U71 deutlich mehr Menschen an den öffentlichen Nahverkehr anbinde, so Hartnigk.
Nur noch Busnetz verhandelbar
Ursache der neuerlichen politischen Unruhe bei den Bahnlinien ist für Andreas Hartnigk eine falsche Wahrnehmung: „In den Bezirksvertretungen 1 bis 3 und 6 bis 9 kommt zur Zeit eine Verwaltungsvorlage für die nächste OVA-Sitzung auf den Tisch. Darin werden zwei Themen zugleich behandelt: einmal die reine Bekanntgabe des abschließenden Prüfberichts zum Straßenbahn- und Stadtbahnnetz, zum anderen eine Beschlussfassung zum Busnetz, das ebenfalls wegen der Wehrhahn-Linie angepasst werden muss. Anscheinend wurde die Vorlage nicht richtig gelesen: Nur noch bei den Bussen lässt sich über Ideen und Änderungen verhandeln.“
Wehrhahn-Linie in Gefahr
Hartnigk macht Druck: „Die Wehrhahn-Linie soll pünktlich 2015 an den Start gehen. Sobald es unterirdisch läuft, müssen auch überirdisch die Weichen richtig gestellt sein. Im Klartext: Die Anschlüsse und Linienverläufe im Busnetz müssen jetzt beschlossen werden.“
Abgesehen davon: „Wenn jetzt plötzlich das Straßenbahn- und Stadtbahnkonzept umgeworfen wird mit dem Ergebnis, dass ober- und unterirdisch die gleichen Strecken befahren werden, macht die Wehrhahn-Linie verkehrstechnisch keinen Sinn mehr. Dann fordern Bund und Land ihre Fördergelder möglicherweise zurück.“
Noch weitere Gefahren sieht Andreas Hartnigk: „Das ganze Projekt Kö-Bogen steht auf dem Spiel. Der Wegfall der Schienen war auch schon in der europaweiten Ausschreibung zum Kö-Bogen I als Zusicherung enthalten. Daran ist die Stadt gebunden, andernfalls gibt es juristische Probleme. Die Bevölkerung wartet zudem auf die Umgestaltung von Schadow-, Friedrich- und Elisabethstraße, wo nach Beseitigung der Bahntrassen neue Räume für Fußgänger und Fahrradfahrer geplant sind.“
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